Zwischen Meeting-Marathon und digitalem Dauerrauschen
Viele Unternehmer:innen, Selbstständige und Führungskräfte leben in einem ständigen Spannungsfeld: auf der einen Seite der Wunsch nach Sinn, Erfüllung und persönlichem Wachstum. Auf der anderen Seite ein randvoller Kalender, Druck von allen Seiten und das Gefühl, nie genug Zeit zu haben. Begriffe wie Work-Life-Balance oder neuerdings Work-Life-Blending geistern durch die Medien, während sich im Alltag vor allem eines breitmacht: Überforderung.
Zeit ist unsere knappste und gleichzeitig wertvollste Ressource. Und doch behandeln wir sie oft, als wäre sie unerschöpflich. Während Nachhaltigkeit in vielen Bereichen – von Konsum über Mobilität bis hin zu Ernährung – zunehmend gelebt wird, ist ein nachhaltiger Umgang mit unserer Zeit noch selten Thema. Dabei ist genau das der Schlüssel zu einem gesunden, produktiven und sinnerfüllten (Arbeits-)Leben.
In diesem Artikel zeige ich dir, wie du Zeit als Unternehmer:in nicht nur besser managen, sondern wirklich nachhaltig gestalten kannst. Du erfährst, was hinter dem Konzept des nachhaltigen Zeitmanagements steckt, wie Work-Life-Blending bewusst gelebt werden kann und wie die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) auch in deinem Zeitverhalten relevant werden. Vor allem aber bekommst du konkrete, praxisnahe Tipps und Inspiration, um dein Leben im Alltag neu zu denken. Jenseits von To-do-Listen und Zeitdruck.
Warum nachhaltiger Umgang mit Zeit so wichtig ist
- Zeitverbrauch statt Zeitbewusstsein
Wir planen Projekte, Strategien und Finanzen, aber kaum jemand plant seine Zeit wirklich bewusst. Stattdessen reagieren wir: auf Mails, Anfragen, Kalender-Einladungen. Die Folge? Unsere Tage werden fremdbestimmt und wir verlieren den Bezug zu dem, was uns wirklich wichtig ist.
- Nachhaltigkeit beginnt im Inneren
Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, umweltbewusst zu leben. Sie bedeutet auch, so zu handeln, dass es langfristig tragfähig ist. Für dich, dein Unternehmen, deine Mitarbeitenden. Nur wenn du deine Zeit so gestaltest, dass sie dir Energie gibt, statt sie dir zu rauben, kannst du wirklich wirksam und gesund arbeiten.
- Zeitverhalten beeinflusst Systeme
Dein persönlicher Umgang mit Zeit hat Auswirkungen auf dein Team, deine Familie, deine Kund:innen. Wer sich selbst überfordert, tut oft dasselbe mit anderen. Wer hingegen bewusst Pausen setzt, klar priorisiert und präsent ist, wird zum Vorbild für nachhaltiges Arbeiten.
Chancen & Vorteile: Wie nachhaltiges Zeitmanagement dich stärkt
- Mehr Fokus = mehr Wirksamkeit
Nachhaltiger Umgang mit Zeit heißt: Klarheit über das, was wirklich zählt. Statt 100 Dinge halb zu machen, machst du 10 mit voller Präsenz und erzielst damit bessere Ergebnisse.
- Gesundheit und Energie erhalten
Dauerstress führt zu Erschöpfung, Fehlern und letztlich zum Ausbrennen. Nachhaltiges Zeitmanagement schützt dein Energielevel und sorgt dafür, dass du langfristig leistungsfähig bleibst, ohne dich zu verausgaben.
- Arbeitgeber:innenattraktivität steigern
Wer nachhaltige Zeitkultur vorlebt, zieht Mitarbeitende an, die bewusst leben und arbeiten wollen. Flexible, gesunde Arbeitsmodelle sind heute ein echter Wettbewerbsvorteil.
- Werteorientierung leben
Nachhaltiger Zeitumgang ermöglicht dir, dein Unternehmen konsequent an deinen Werten auszurichten, auch in der täglichen Praxis. Statt ständig erreichbar zu sein, setzt du klare Grenzen. Statt Aktionismus, gestaltest du mit Sinn.
Herausforderungen & Risiken: Wo es schwierig wird – und was hilft
- Tief verankerte Glaubenssätze
„Ich muss immer verfügbar sein.“ „Erfolg kommt nur durch harte Arbeit.“ Solche Überzeugungen sabotieren oft den Weg zu einem nachhaltigeren Umgang mit Zeit. Im Coaching begegnen mir diese Glaubenssätze regelmäßig und sie lassen sich verändern.
Lösungsansatz: Mach dir deine inneren Antreiber bewusst. Woher kommen sie? Wem willst du etwas beweisen? Und was wäre, wenn du dein Ziel auch mit weniger Müssen erreichst?
- Strukturelle Überlastung
Viele Unternehmer:innen tragen zu viele Rollen gleichzeitig: Geschäftsführung, Personalverantwortung, Kundenbetreuung, Strategie, Vision, Familienmitglied, du selbst. Das überfordert.
Lösungsansatz: Outsourcing, klare Delegation, Priorisierung. Nicht alles muss durch dich laufen. Frage dich: Was braucht wirklich meine persönliche Energie und was nicht?
- Fehlende Vorbilder
Nachhaltiger Umgang mit Zeit ist kein Standard. Im Gegenteil: Wer weniger arbeitet, wird oft kritisch beäugt. Beschäftigt zu scheinen ist ein hinderliches Statussymbol geworden.
Lösungsansatz: Sei du selbst das Vorbild. Sprich offen über deinen Weg. Je mehr Menschen nachhaltige Zeitkultur leben, desto mehr Normalität entsteht.
Praxisnahe Tipps: So gelingt dir nachhaltiger Umgang mit Zeit
1. Zeitinventur machen
Erfasse eine Woche lang ehrlich, wofür du deine Zeit verwendest. Nutze Tools wie Toggl, Excel oder einfach ein Notizbuch.
Fragen zur Reflexion:
- Was davon war wirklich notwendig?
- Was hat dir Energie gegeben und was geraubt?
- Welche Termine hättest du auch absagen können?
- Welche Zeit hast du vermisst?
2. Dein persönlicher Zeitkompass
Was ist dir wirklich wichtig? Nicht theoretisch, sondern konkret. Gesundheit? Familie? Kreative Zeit? Nur wenn du deine Werte kennst, kannst du sie auch leben.
Tipp: Entwickle deine persönliche Zeitvision. Wie möchtest du leben und arbeiten in einem Jahr, in fünf?
3. Work-Life-Blending bewusst gestalten
Statt starre Trennung zwischen Beruf und Privatleben geht es um Integration. Aber mit Grenzen.
Beispiel: Ein Kunde von mir, Vater und Unternehmer, plant bewusst „Arbeitsinseln“ zwischen 9 und 15 Uhr. Danach ist Familienzeit ohne Laptop.
Tipp: Baue Pufferzonen ein. Ein Spaziergang zwischen Arbeit und Privatleben wirkt Wunder.
4. Nachhaltige Routinen etablieren
Nicht jede freie Minute verplanen. Nicht jedes Projekt sofort starten. Stattdessen: Rituale, Pausen, bewusste Rhythmen.
Tool-Tipp: Nutze den „Time Blocking“-Ansatz mit digitalen Kalendern, um fokussierte Zeitfenster zu schaffen. Für Profis empfehle ich sogar, die Ablenkung bewusst einzuplanen.
5. Digitale Tools als Helfer – nicht als Zeitfresser
Asana, Notion, Trello, ... sie alle können helfen, Zeit besser zu strukturieren. Aber nur, wenn sie sinnvoll genutzt werden.
Empfehlung: Nutze Tools nur für das, was dich wirklich entlastet. Nicht als Selbstzweck. Such dir das raus, was dir persönlich am meisten Spaß macht. Nur dann nutzt du es auch gerne.
6. Delegieren lernen – wirklich
Delegation ist kein Kontrollverlust, sondern ein Ausdruck von Vertrauen und unternehmerischer Reife.
Frage dich: Was kostet es dich (an Zeit und Energie), wenn du es nicht delegierst?
Beispiel aus dem Coaching: Ein selbstständiger Berater hat durch gezielte Aufgabenabgabe 6 Stunden pro Woche gewonnen und mit seinem Umsatz in den gewonnen 6 Stunden die Investition ins Delegieren mehrfach wieder rausgeholt.
7. „Nachhaltige Nein“ sagen
Nicht jedes Projekt passt. Nicht jeder Termin muss wahrgenommen werden.
Formulierungshilfe: „Ich schätze die Anfrage sehr, aber aktuell liegt mein Fokus auf anderen Prioritäten.“
Verbindung zu den SDGs: Zeit als Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der UN wirken auf den ersten Blick wie große politische Agenden. Doch sie haben auch mit unserem Alltag zu tun, besonders mit unserem Umgang mit Zeit:
- Gesundheit & Wohlergehen (Ziel 3): Zeitstress ist ein Gesundheitsrisiko. Nachhaltiger Zeitumgang schützt Körper und Geist.
- Geschlechtergleichheit (Ziel 5): Eine faire Zeitverteilung, beruflich wie privat, ist ein Schlüssel zur Gleichberechtigung.
- Menschenwürdige Arbeit (Ziel 8): Zeit ist Teil von menschenwürdigen Arbeitsbedingungen. Flexible Modelle und gesunde Zeitkultur sind Ausdruck davon.
- Nachhaltiger Konsum (Ziel 12): Wer bewusst lebt, konsumiert auch bewusster und gestaltet seine Zeit.
Nachhaltigkeit beginnt bei dir. In deiner Planung. In deinen Entscheidungen. In deiner Haltung.
Fazit: Weniger müssen. Mehr leben. Nachhaltig handeln.
Ein nachhaltiger Umgang mit Zeit ist kein weiterer Punkt auf deiner To-do-Liste. Er ist die Voraussetzung dafür, dass du sie sinnvoll gestalten kannst. Es geht nicht um maximale Effizienz, sondern um maximale Bewusstheit. Um Klarheit. Um Freiheit.
Du hast jeden Tag die Möglichkeit, deine Zeit neu zu gestalten. Für dich. Für dein Unternehmen. Für dein Leben.
Wenn du Unterstützung möchtest, um diesen Weg zu gehen, melde dich gern bei mir. In einem kostenfreien Erstgespräch schauen wir gemeinsam, wo du stehst und wie ein nachhaltiger Umgang mit Zeit konkret für dich aussehen kann.
Denn: Deine Zeit ist jetzt.
Impulse zur Reflexion:
- Was raubt dir regelmäßig Zeit und was würdest du lieber erleben?
- Wenn du wie durch Zauberei zwei Stunden extra hättest, womit würdest du sie füllen?
- Wie möchtest du dich am Ende eines Tages fühlen?
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