Zu Content springen

🕰️ Ich ignoriere die Zeitumstellung aus Selbstfürsorge

Zweimal im Jahr wird kollektiv an der Uhr gedreht. Eine Stunde vor. Eine Stunde zurück. Und jedes Mal passiert dasselbe: Millionen Menschen klagen über Müdigkeit und die nervende Umstellung und nehmen es trotzdem hin. Weil man das eben so macht. Aber… warum eigentlich?

Ich mache nicht mit. Nicht aus Trotz. Nicht aus Rebellion. Sondern, weil ich gelernt habe, dass mein Biorhythmus wichtiger ist als jede Uhr. Ich ignoriere die Zeitumstellung und mein Leben läuft trotzdem weiter. Sogar besser.

 

🌍 Seit wann drehen wir eigentlich an der Zeit?

Die Idee der Zeitumstellung ist über hundert Jahre alt. 1895 schlug der neuseeländische Entomologe George Vernon Hudson erstmals vor, die Uhren um zwei Stunden zu verstellen, um abends länger Licht zum Insektensammeln zu haben. Kein Witz. 1916 führten Deutschland und Österreich die Sommerzeit offiziell ein, mitten im Ersten Weltkrieg, um Energie zu sparen. Das Ziel: weniger künstliches Licht, mehr Tageslicht. Es ging also um Kohle. Im wahrsten Sinne des Wortes.

In den Jahrzehnten danach wurde die Zeitumstellung in vielen Ländern immer wieder eingeführt, abgeschafft, wieder eingeführt. 1970er, Ölkrise: Energiesparen war wieder das Schlagwort. Doch spätestens seit LED-Lampen, Homeoffice und Netflix wissen wir: Der Effekt ist heute verschwindend gering.

 

🔋 Warum die ursprünglichen Gründe längst überholt sind

Früher ging es um Licht. Heute geht es um Lebensrhythmus. Unsere Welt hat sich verändert: Wir beleuchten, kühlen, streamen und arbeiten rund um die Uhr. Studien zeigen: Der Energieeinspareffekt ist heute kaum messbar und nicht sicher. Dafür kostet uns die Umstellung jedes Jahr Millionen Stunden Schlaf, Konzentration und Nerven.

Der Körper lässt sich eben nicht austricksen. Unsere innere Uhr, der chronobiologische Rhythmus, weiß genau, wann es Zeit ist für Schlaf, Licht, Nahrung, Aktivität. Und sie reagiert empfindlich auf jede Verschiebung. Es ist vergleichbar mit einem kleinen Jetlag, nur ohne Koffer und ohne Urlaub. Die gesundheitlichen Effekte sind gut dokumentiert: In den Tagen nach der Umstellung steigen die Fälle von Herzinfarkt und Schlaganfall messbar an. Schlafstörungen, Gereiztheit, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme sind weit verbreitet. Besonders empfindlich reagieren Kinder, Ältere und Menschen mit ohnehin instabilem Schlaf-Wach-Rhythmus. Und das alles für eine Uhrzeit, die nur auf dem Papier existiert. Ein gesellschaftliches Ritual, das niemand mehr so richtig erklären kann, aber fast alle mitmachen.

 

☀️ Mein persönlicher Rhythmus

Ich bleibe bei meinem Takt. Ich stehe um dieselbe Uhrzeit auf wie immer und sitze im Winter dadurch um vier Uhr morgens im Büro. Für viele klingt das nach Wahnsinn. Für mich ist es nur logisch. Ich liebe die Stille dieser frühen Stunden. Kein Lärm, keine Mails, keine Erwartungen. Nur ich, mein Tee, meine Gedanken. Ich arbeite, wenn mein Kopf wach ist. Nicht, wenn die Uhr es sagt.

Morgens habe ich jetzt eine Stunde mehr Zeit. Für mich, meine Arbeit und mit meinen Kindern. Ich bin ein Morgenmensch, und diese neue Winterzeit spielt mir in die Karten. Natürlich weiß ich: Im Frühjahr wird es wieder andersrum. Dann verliere ich, was ich jetzt gewinne. Aber das ist in Ordnung.

Es geht mir nicht darum, dass eine Seite besser ist als die andere. Es geht darum, bewusst wahrzunehmen, wenn sich etwas von außen verschiebt und selbst zu entscheiden, wie ich damit umgehe. Die Schule fängt jetzt trotzdem eine Stunde später an. Das Mittagessen verschiebt sich. Meine Yoga-Stunde rutscht automatisch mit. Überall dort, wo andere Menschen beteiligt sind, muss ich mich anpassen. Aber ich kann bewusst entscheiden, wo ich mich anpasse und wo ich in meinem Rhythmus bleibe.

Ich kann überlegen:

➡️ Wann ist eine gute Zeit für mich, um aufzustehen?

➡️ Was mache ich mit der gewonnenen Stunde am Vormittag?

➡️ Wie kann ich sie nutzen, um mir Gutes zu tun?

➡️ Wo kann ich nachmittags bewusst Druck rausnehmen?

 

🧘‍♀️ Zeitminimalismus statt Zeitumstellung

Zeitminimalismus bedeutet für mich: weniger müssen, mehr leben. Ich möchte meine Zeit nicht ständig optimieren, sondern bewusst gestalten. Ich entscheide, was wichtig ist und was bleiben darf. Die Zeitumstellung ist dafür ein wunderbares Symbol: Sie zeigt, wie stark äußere Strukturen uns prägen. Wie selbstverständlich wir Dinge mitmachen, die uns gar nicht guttun.

„Na ja, ist halt so“, höre ich oft. Aber muss es wirklich so sein? Oder haben wir uns einfach nur daran gewöhnt, fremdbestimmt zu sein und uns tagelang mit dem Wecker zu quälen?

 

🔍 Wo wir uns sonst noch fremdsteuern lassen

Die Zeitumstellung ist nur ein Beispiel. Es gibt so viele andere:

Kalender: Wir stopfen ihn voll mit Terminen, weil andere etwas von uns erwarten.

E-Mails: Wir reagieren sofort, statt erst wenn wir unkreative Phasen haben.

Social Media: Wir posten zu den „besten Uhrzeiten“, statt dann, wenn wir wirklich etwas zu sagen haben.

Arbeit: Wir beginnen um neun, weil das eben so ist, und nicht, weil es unser produktivster Moment ist.

Freizeit: Wir verabreden uns, obwohl wir eigentlich Ruhe bräuchten, weil „man sich ja mal wieder sehen sollte“.

Wir funktionieren nach fremden Takten, ohne zu prüfen, ob sie uns entsprechen. Und genau das darf sich ändern.

 

💬 Ein kleiner Realitäts-Check

Was wäre, wenn du bei jeder äußeren Veränderung kurz innehältst und dich fragst: Muss ich das wirklich mitmachen? Passt das zu meinem Rhythmus oder nur zu dem der anderen? Wie kann ich die Veränderung so gestalten, dass sie mir dient?

Vielleicht merkst du dann: Nicht die Zeitumstellung stresst dich. Sondern die Tatsache, dass du mitmachst.

 

🌞 Fazit: Die Uhr kann sich drehen, wie sie will

Ich ignoriere die Zeitumstellung nicht, weil ich gegen sie bin. Ich ignoriere die Zeitumstellung, weil ich für mich bin. Für meinen Körper. Für meine Familie. Für einen Alltag, der sich nach mir richtet und nicht nach einer politischen Entscheidung von 1916.

Zeit ist keine Zahl auf einem Display. Zeit ist Gefühl. Und das lasse ich mir nicht umstellen. Vielleicht ist das der eigentliche Minimalismus: weniger fremde Rhythmen in sich zu tragen. Also, dreh ruhig an der Uhr, wenn du das möchtest. Ich bleibe einfach hier in meiner Zeit.

 

💭 Reflexionsimpulse zum Mitnehmen

  1. Wo in deinem Leben stellst du dich regelmäßig „um“, obwohl du es gar nicht willst?
  2. Welche äußeren Rhythmen lenken dich und welche möchtest du künftig selbst bestimmen?
  3. Was wäre, wenn du deinen Kalender einmal nach Energie statt nach Uhrzeiten sortierst?
  4. Und wie würde sich dein Leben anfühlen, wenn du nur noch deine Zeit lebst?