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Mit der Fackel im Fuß zum Weltrekord und was wir fürs Business daraus lernen können
Ein See, eine Vision, eine verrückte Idee
Manchmal sage ich Ja zu Dingen, bei denen ich mich später frage: „Warum eigentlich?“. Und dabei geht es nicht um die Dinge, bei denen ich innerlich spüre: „Das passt nicht, da will ich eigentlich Nein sagen.“. Sondern um die Momente, in denen ich tief in mir fühle: „Das ist cool. Das bringt mich raus aus meiner Komfortzone. Das will ich erleben.“. Auch wenn ich noch keine Ahnung habe, wie ich es am Ende tatsächlich umsetzen werde. Genau so war es beim Weltrekordversuch im Fackelschwimmen an der Ulmbachtalsperre.
Wie alles begann
Vor unserer Haustür, nur zehn Minuten zu Fuß, liegt die Ulmbachtalsperre. Ein idyllischer Ort mit Campingplatz, neuer Leitung seit zwei Jahren und einer Menge innovativer Ideen, um das Gelände bekannt zu machen. Letztes Jahr hatte der Betreiber schon einmal versucht, einen Weltrekord im Fackelschwimmen aufzustellen. Damals kamen 148 Teilnehmende, zu wenig für den offiziellen Rekord. Aber die, die dabei waren, schwärmten: eine magische Stimmung, der See im Flammenkranz, ein Gefühl von Gemeinschaft.
Als die Anmeldung für den zweiten Versuch geöffnet wurde, habe ich mich sofort angemeldet. Ein Jahr im Voraus. Einfach, weil ich die Idee großartig fand. Und je näher der Termin kam, desto öfter habe ich gedacht: „Warum eigentlich? Warum tue ich mir das an?“
Die eigentliche Herausforderung
Viele dachten: Meine größte Hürde sei, die Fackel ohne Arme über Wasser zu halten. Das war zwar ungewohnt, aber lösbar. Die wirkliche Herausforderung lag woanders: Zwei Stunden in der Kälte stehen, bevor es überhaupt ins Wasser ging - genau an diesem Tag machte das Sommerwetter Pause. Bis zum Ende im Wasser auf der gleichen Stelle bleiben, damit die Figur aus Fackeln auch zu erkennen ist. Und das alles, obwohl ich schon ewig nicht mehr in diesem See schwimmen war. Die Vorstellung, bei vielleicht 18 Grad Außentemperatur und flottem Wind einfach so ins Wasser zu springen – das war für mich die wahre Überwindung. Aber ja, offensichtlich musste ich das mit der Fackel auch vorab lösen...
Von der Schnapsidee zur Lösung
Natürlich habe ich mir im Vorfeld Gedanken gemacht: Wie halte ich die Fackel, ohne dass sie ins Wasser fällt? Meine erste Idee: ein Gestell bauen. Klingt clever, war aber eine Sackgasse. Erst als ich die offiziellen Hinweise las, wurde mir klar: Allen Teilnehmenden wird ohnehin empfohlen, eine Schwimmhilfe zu nutzen. Eine längere Zeit still im Wasser auf einer Stelle ist für niemanden einfach.
Und dann kam die Lösung: eine Luftmatratze. Am Tag des Events war ich nicht die Einzige, die so dachte. Manche hatten Schwimmringe, andere Poolnudeln. Meine Ausrüstung: Luftmatratze, eine Schwimmflosse am rechten Fuß und links der Platz für die Fackel. Im knietiefen Wasser kletterte ich auf die Luftmatratze, bekam die Fackel in den linken Fuß gereicht, richtete sie auf und paddelte mit der rechten Flosse hinaus.
„Ich habe es noch nie gemacht, das klappt!“
Vor dem Event sprachen mich viele an: „Wie willst du das machen?“. Meine Antwort: „Ich habe keine Ahnung, ich habe es noch nie getestet. Aber ich bin mir sicher, dass es klappt.“. Für manche klingt das verrückt. Für mich ist es eine Haltung. Dieses Vertrauen in mich selbst begleitet mich schon lange. Es erinnert an Pippi Langstrumpf: „Das habe ich noch nie gemacht, also bin ich mir sicher, dass ich es kann.“. Die meisten nutzen das als Zitat. Ich lebe danach.
Der Sprung ins kalte Wasser
Als die Notarin zur offiziellen Zählung ansetzte, wollte ich – wie alle anderen auch – nicht bequem auf meiner Matratze sitzen. Ich wollte richtig dabei sein. Also habe ich tief Luft geholt, die Fackel im linken Fuß hochgestreckt, bin ins Wasser geglitten und habe mit der rechten Flosse gepaddelt (auf YouTube ab Minute 35 erkennbar). Es war anstrengend, ja. Aber vor allem: ein großartiges Gefühl.
Der ganze See brannte. Über 500 Flammen bildeten ein riesiges Friedenszeichen. Menschen am Ufer jubelten. Im Wasser halfen wir uns gegenseitig, wenn die Fackel mal erlosch. Und die Kälte war vergessen. Ich habe es tatsächlich fast bis an den Strand geschafft, die Fackel hochzuhalten. Kurz bevor ich stehen konnte, ging sie aus. Aber das war dann egal. Das Ziel war längst erreicht.
Teil von etwas Größerem
Was mich am meisten beeindruckt hat, war nicht die eigene Leistung. Sondern das, was wir gemeinsam erschaffen haben. Denn jede:r einzelne von uns hätte allein nur eine Flamme ins Wasser getragen. Erst in der Summe entstand das Bild: ein leuchtendes Friedenszeichen, das es bis in die Tagesschau geschafft hat. Das war die Kraft einer großen Vision.
Wir wussten bis zum Schluss nicht, ob es reichen würde. Schaffen wir die 500? Sind wir wirklich genug? Am Ende machten acht zusätzliche Menschen den Unterschied. Und doch waren wir alle motiviert, Teil von etwas Größerem zu sein. Dazu kamen die Organisator:innen, die Feuerwehr, das DLRG – so viele Menschen, die dafür gesorgt haben, dass alles reibungslos läuft. Ein Weltrekord ist nie die Leistung eines Einzelnen. Es ist das Ergebnis vieler, die an eine gemeinsame Sache glauben.
Business-Learnings aus dem Fackelschwimmen
Für mich war der Abend nicht nur ein Abenteuer am See. Er war voller Business-Lektionen, die mich auch in meiner Arbeit begleiten.
- Vertrauen ist entscheidend: Ich wusste nicht, ob mein Plan aufgeht. Ich hatte ihn nie getestet. Und trotzdem war ich sicher, dass es klappt. Dieses Vertrauen hat mich schon durch viele Krisen getragen und auch durch dieses Weltrekord-Schwimmen.
👉 Reflexionsfrage: Wo zweifelst du noch, obwohl du eigentlich schon genug kannst?
- Lösungen entstehen im Prozess: Meine erste Idee war ein Gestell und völlig unpraktisch. Die Luftmatratze war die viel bessere Lösung, kam aber erst spät. So ist es im Business: Nicht jede erste Idee ist die richtige. Oft entsteht die beste Lösung erst unterwegs.
👉 Reflexionsfrage: Wo hältst du an einer alten Idee fest, obwohl es längst eine einfachere Lösung gibt?
- Gemeinsam ist mehr möglich: Allein hätte ich die Fackel nicht mal bis ins Wasser gebracht. Wir brauchten einander – beim Tragen, beim Anzünden, beim Durchhalten. Im Business ist es genauso: Weltrekorde gewinnt man nicht allein.
👉 Reflexionsfrage: Wo könntest du andere stärker einbeziehen, um gemeinsam mehr zu erreichen?
- Eine große Vision motiviert: Wir hatten nur 40 Minuten Zeit, bevor die ersten Fackeln wieder ausgehen würden. Ohne klares Ziel und gemeinsame Vision hätten wir das nicht geschafft. Im Business ist es genauso: Eine starke Vision gibt Energie, Mut und Durchhaltevermögen.
👉 Reflexionsfrage: Welche Vision trägt dich – und dein Team – durch kalte, unbequeme Phasen?
- Resilienz schlägt Perfektion: Ich war ewig nicht mehr in diesem See schwimmen. Ich hatte nicht mit Fackel auf Luftmatratze sitzen und einbeinig paddeln trainiert. Und doch habe ich es geschafft. Nicht, weil alles perfekt vorbereitet war. Sondern weil ich resilient war. Weil ich mich auf meine Stärken verlassen habe.
👉 Reflexionsfrage: Wo wartest du noch auf „perfekte Bedingungen“, statt einfach loszulegen?
Mein Fazit
Ob Guinness den Rekord offiziell anerkennt, wird sich noch zeigen. Für mich ist klar: Ich habe schon gewonnen. Weil ich wieder erleben durfte, dass Kreativität, Vertrauen, Teamgeist und Vision mehr tragen als jede perfekte Planung. Und vielleicht lohnt es sich, diese Fragen mitzunehmen:
Wo vertraust du dir (noch) nicht genug?
Wo hältst du an alten Lösungen fest, obwohl es längst eine bessere gibt?
Wo könntest du mit anderen etwas schaffen, das allein nie möglich wäre?
Welche Vision trägt dich und motiviert auch dein Team?
Am Ende ist Business gar nicht so anders als ein Weltrekord im Fackelschwimmen: Es geht darum, im richtigen Moment ins kalte Wasser zu springen, die Flamme hochzuhalten und gemeinsam etwas zu erschaffen, das größer ist als man selbst.